Aaron in Norwegen

 

Mein Auslandsaufenthalt im Mariakloster Munkeby bei Levanger war zweifelsohne eine Erfahrung der guten Sorte, die ich nie wieder vergessen werde. Zweieinhalb Wochen lang durfte ich hier mit den Cisterzienser Mönchen Bruder Arnaud, Bruder Bruno, Bruder Joël und Pater Joseph Gemeinschaft erleben und das klösterliche Leben kennenlernen. 

Es ging für mich los am Montag früh um 9 Uhr, so zumindest der Plan... Doch ein Streik am BER lässt keine Flüge zu, also startete meine Reise notgedrungen einen Tag später am Dienstag. Ohne weitere Probleme ging es für mich zuerst von Berlin nach Oslo und dann von Oslo nach Trondheim, wo ich in einen Zug nach Levanger umstieg. In Trondheim dann aber die nächste schlechte Nachricht: das Auto der Mönche ist kaputt und sie können mich nicht vom Bahnhof abholen. Aber glücklicherweise haben sie in der örtlichen Pfarrei einen Ersatzfahrer für mich gefunden, sodass ich dann am Abend gegen 19:30 Uhr im Mariakloster in Munkeby ankam. 

Dort wurde ich freundlich von Bruder Arnaud, meinem Mentor für die nächsten Wochen, in Empfang genommen. Er zeigte mir noch schnell alle Räume, die ich für den Abend kennen musste und brachte mir etwas zu essen, bevor er zurück in seine eigenen Räumlichkeiten musste, um früh schlafen zu gehen. Schließlich geht es für die Mönche am nächsten Tag früh los. Um 04:15 Uhr mit den Vigilien! Zu denen musste ich glücklicherweise nicht anwesend sein, sodass ich den Abend entspannt ausklingen lassen konnte und am nächsten Morgen ausschlafen konnte. Naja, zumindest bis 7 Uhr, denn um 07:15 Uhr war die zweite Gebetszeit des Tages dran, die Laudes.

 

Nach einer kurzen Pause ging es dann um 08:30 Uhr weiter mit einer Messe und anschließender Terz. Danach war genug Zeit für ein kleines Frühstück, welches zwar nicht so ausgiebig und abwechslungsreich wie im CSH war, dafür aber auf jeden Fall gesund und erstaunlich lecker. Danach war von 10 bis 12 Uhr die erste Arbeitszeit des Tages dran, gefolgt von der Sekst wieder in der Kapelle. Im Anschluss war Zeit für ein kaltes Mittagessen, denn in Norwegen isst man nachmittags erst die warme Mahlzeit. Von 14:30 Uhr bis 16:30 Uhr war dann Arbeitszeit Nummer zwei an der Reihe.

Meine Arbeiten waren vielfältig. Je nach Wetterlage waren meine Aufgaben auf dem großen Gelände für Ordnung zu sorgen, indem ich zum Beispiel Zweige zusammen sammelte oder Wiesen von Kies befreite. Bei schlechterem Wetter waren meine Aufgaben im Haus zu finden. Dabei meistens in der hauseigenen Käserei, welche mein persönliches Highlight war. Dort durfte ich nicht nur die Geräte saubermachen, sondern auch live bei der Herstellung des Käses helfen, beispielsweise durfte ich die Käselaibe wenden.

Nach Abschluss der zweiten Arbeitszeit gab es die warme Mahlzeit des Tages. In den meisten Fällen habe ich mir das Essen, welches die Mönche gekocht haben, abgeholt und alleine im Gästehaus gegessen. Einmal pro Woche haben mich die Mönche dann zum gemeinsamen Essen eingeladen. Nach diesen gemeinsamen Mahlzeiten hatte ich die Möglichkeit, mit allen  Mönchen zu reden. Das war etwas besonderes, da die Cisterzienser Mönche ziemlich streng sind und ihre Gespräche über den Tag hinweg auf das nötigste beschränken. Für unsere Gespräche haben wir einen Mix aus Englisch und Norwegisch verwendet, was ziemlich gut funktioniert hat.

Den Abschluss des Tages bildeten dann die Vesper um 17:30 Uhr und die Komplet um 19:30 Uhr. Den restlichen Abend hatte ich dann Freizeit. Meistens gab's auch Pausen zwischen den Arbeits- und Gebetszeiten, so dass ich jeden Tag viel Zeit zum Erkunden der Gegend und zum Denken hatte.

Auch an den Wochenenden musste ich nicht arbeiten, sodass ich meine Schwester in Trondheim besuchen konnte. Trondheim ist die drittgrößte Stadt Norwegens und liegt rund 120 Kilometer mit dem Zug vom Kloster entfernt. Trondheim hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten, wie zum Beispiel den Nidarosdom, ein Besuch lohnt sich also auf alle Fälle. Nach zwei Wochen in Munkeby ging es dann für mich wieder zurück nach Deutschland. Aber ähnlich wie auf dem Hinweg nicht ohne Umwege. Am Mittwoch Abend ging mein Flug pünktlich von Trondheim nach Oslo. Da der nächste Flieger aber erst am nächsten Morgen um 07:30 Uhr nach Berlin flog, musste ich in die Nacht in Oslo verbringen. Weil es die günstigste und einfachste Methode war, habe ich im Flughafen geschlafen. Klingt schlimmer als es ist, es gibt nämlich eine Rest Area, in der man in Liegestühlen und Sesseln übernachten kann. Früh am nächsten Morgen ging es dann für mich weiter nach Berlin. Und hier endet mein Auslandsaufenthalt, der kaum reicher an neuen Erfahrungen und schönen Momenten hätte sein können.